Die Festplatten eines NAS-Systems sind wohl die wichtigsten und sensibelsten Hardware-Komponenten und gleichzeitig auch das verschleißanfälligste Bauteil. Fällt eine Festplatte durch einen Defekt aus, können die Daten im schlimmsten Fall unwiderruflich verloren sein. Es lohnt sich daher bei der Festplatte nicht zu sparen und auf Qualität zu achten.
Grundsätzlich ist jede Festplatte auch in einem NAS einsetzbar. Es gibt aber auch spezielle Festplatten, die extra auf NAS-Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Um ein NAS ausfallsicher betreiben zu können, werden mindestens 2 Festplatten benötigt. Dann lassen sich die Daten komplett spiegeln (RAID) und der Defekt einer Festplatte führt nicht zum Datenverlust.
Im wesentlichen gibt es drei Festplatten-Gattungen. Desktop-Festplatten, NAS-Festplatten (Consumer Hardware) und Festplatten für den professionellen Einsatz (Enterprise).
Desktop-Festplatten
Desktop-Festplatten sind heute weitgehend von Solid State Drives (SSD) abgelöst worden.
Desktop-Festplatten sind für einen 8 Stunden Betrieb ausgelegt und sind gleichzeitig mit hohen Umdrehungszahlen auf Schnelligkeit und weniger auf Energiesparen optimiert.
Desktop-Festplatten eigenen sich für einen NAS-Betrieb vor allem dann, wenn kein 24/7 Betrieb erforderlich ist, weil dann der Stromverbrauch und die längere Nutzungszeit nur geringe Auswirkungen haben.
NAS-Festplatten (Consumer-Hardware)
NAS-Festplatten sind oft besonders stromsparend und für den 24/7 Betrieb ausgelegt. Dies erreichen sie durch niedrige Umdrehungszahlen und sind daher oft langsamer als Desktop- Festplatten.
Im Gegensatz zu Desktop-Festplatten kommt es bei NAS-Speicher aber selten auf Geschwindigkeit an, da die Übertragungsgeschwindigkeit der Netzwerkverbindung meistens das Nadelöhr ist und Festplatten mit hohen Schreib- und Lesegeschwindigkeiten sowieso ausbremsen würde.
Server-Festplatten (Enterprise)
Server-Festplatten haben unter anderem die selben Eigenschaften wie Consumer NAS-Festplatten, jedoch sind sie meistens mit besseren Komponenten, bzw. noch robuster ausgestattet.
So können Enterprise-Festplatten regelmäßig auch mit mehr als 8 Festplatten in einen Server eingebaut werden, weil sie besser gegen Schwingungen entkoppelt sind als Consumer-Hardware. Auch werden Enterprise-Festplatten gerne mit einem SAS-Controller ausgestattet.
Die Hersteller
Den Festplattenmarkt teilen sich nur noch 3 Hersteller. Das macht den Markt übersichtlich, schränkt ihn aber leider auch ein. Seagate, Western Digital und deren Tochterunternehmen HGST haben jeweils eine eigene NAS-Produktlinie.
Western Digital hat die Red Festplatten, welche sich noch in die Normalen (Consumer-Hardware) und Pro (Enterprise) untergliedern.
Seagate nennt seine NAS-Produktlinie Iron Wolf und bietet diese ebenfalls in einer Standard (Consumer-Hardware) und Pro (Enterprise) Variante an.
HGST, ehemals Hitachi, gehört mittlerweile zu Western Digital. Auch HGST hat mit der Deskstar eine eigene NAS-Produktlinie.
Toshiba bietet keine speziell auf NAS-Systeme abgestimmte Produktlinie an.
Welche Festplatte sollte ich verbauen?
Gibt es keine Budgetgrenze, würde ich immer NAS-Festplatten verbauen.
Der Mehrpreis für eine stromsparende NAS-HDD kann sich auch über die Stromkosten amortisieren und ist letztlich auch aus ökologischen Gründen sinnvoll.
Besonders bei einem 24/7 Betrieb dürften NAS-Festplatten auch mehr Ausfallsicherheit als Desktop-Festplatten bieten.
Sind aber bereits alte Desktop-Festplatten vorhanden, z.B. aus einem ausgeschlachteten Altrechner, kann man diese besonders wenn kein Dauerbetrieb gefordert ist in einem NAS „recyclen“.
Zur Enterprise-Festplatte würde ich jedoch wegen der deutlich höheren Anschaffungskosten nur greifen, wenn ich das Mehr an Leistung, etwa den Einsatz von über 8 Festplatten in einem System, auch wirklich benötige. Für Heimanwender, im Home-Office und in kleinen bis mittleren Firmennetzwerken wird eine Consumer NAS-Festplatte regelmäßig ausreichen.
Will man ein Fertig-NAS-System bestücken bzw. aufrüsten, sollte man auch auf die Kompatibilitätslisten des jeweiligen NAS-Herstellers achten.
Jeder Hersteller liefert sicherlich gute Festplatten, leider schwanken die Ausfallraten je nach Model und Baujahr.
Um sich einen Überblick zu verschaffen welche aktuellen Modelle gerade besonders ausfallsicher sind, bietet sich die jeweils aktuelle Statistik im Backblaze-Blog an.
Backblaze ist ein Cloud-Speicherplatz-Anbieter der vierteljährlich Zahlen zu den Ausfallquoten der von ihm verwendeten Festplatten veröffentlicht.
Besonders interessant sind die Zahlen von Backblaze deshalb, weil das Unternehmen ausschließlich Consumer-Festplatten einsetzt, da Backblaze den hohen Mehrpreis für Enterprise-Festplatten für unwirtschaftlich erachtet.
Generell würde ich eher wenige Festplatten mit großer Kapazität verbauen, als viele kleine. Das verbraucht weniger Strom, senkt die Anschaffungskosten und eine gute Ausfallsicherheit lässt sich bereits mit 2 Festplatten (RAID) erzielen.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit HDDs im NAS gemacht?